witzlose zeiten für sissys, metros, emos und veggies

man kann nicht behaupten, dass die heteronormative matrix fest stünde, sie konstituiert sich ständig neu. diese krisen ziehen entsprechende verunsicherungen mit sich. im vulkan brodelt es: die deutschen männer geraten in gender trouble und sehen ihre identität angegriffen von all den jüngsten entwicklungen, id est »verweichlichung« und »feminisierung der gesellschaft«. die queere bedrohung will zurückgeschlagen werden. die kulturprodukte, die diese konflikte verhandeln, sind allesamt traurige zeugnisse reaktionärer gewalt.

»die prinzen«, wie immer dicht am zeitgeist, sind so ein fall. in mein hund ist schwul (1999) verarbeiteten sie ihre ängste vor den entarteten schwulen, die ihnen zu leibe rücken. kaum verschleiert lassen sie ihren projektionen von perversion und promiskuität und ihren gewaltphantasien freien lauf: »an schlechten tagen dacht ich schon / an öffentliche kastration«. unlängst später (sie, 2001) besangen die leipziger, kein stereotyp auslassend, die erschütterung ihrer männlichkeit durch weibliches begehren, das nicht um die herren der schöpfung kreist. man kann den männern ihre verzweiflung und wut durchaus abnehmen - was erlauben sich diese gebräunten schönheiten mit langen, glattrasierten beinen (sinngemäße zitate) nur, wenn sie ihr eigenes ding machen und die herren nicht »ranlassen«?

anstatt dies als gegenrevolution zu erkennen, weiß jeder, wahrscheinlich inklusive LGBT movement: ist doch gar nicht so, sondern witzig und ironisch gemeint! sieht man von der stilistischen überzeichnung ab, bleibt ein ärmliches zeugnis der kollektiven identitätskrise übrig. darin ist das arme opfer krumbiegel ganz stimme des volkes. seine ironie verhält sich völlig affirmativ gegenüber dem abwehrkampf gegen die schwullesbische bedrohung. besagte heterosexistische wahrnehmung gleichgeschlechtlicher liebe bereitet direct action das feld. wer kurze haare hat und mit salatschüsseln über brücken läuft, ist eine »frauenklauerin«. darüber könnte auch krumbiegel witzeln. hass spricht.

den prinzen ist das thema so todernst, dass sie nicht locker lassen: nun (frauen sind die neuen männer, 2008) bedroht die bürgerliche frauenemanzipation (frauen machen karriere) das männliche selbstbild. die prinzen können nur bauklötze staunen angesichts der umkehrung all ihrer werte und schreiben ein weiteres entrüstetes lied. frauen seien »brutal auf ihrem weg nach oben« und schon wieder das bekannte motiv: »sie kommen ganz allein über die runden«. konfrontiert mit ihrer eigenen geschichtlichen überflüssigkeit schlagen die »männer« umso blinder zurück, um ihr bedrohtes völkchen zu verteidigen. die prinzen sind seit anbeginn aktiv in dieser reaktionären männerbewegung, die frauen- und homohass zum gangbaren witz amalgamiert. der bewaffnete arm greift salatesser an. die prinzen sind widerspruchslos als soundtrack zum »schwulen«-/»lesben«-klatschen möglich.

apropos salatesser: der zivilisierte mann hat »mimetische entwicklungsstufen«, die eine »sorge ums vernunftlose tier« überhaupt zulassen, in einem historischen prozess erfolgreich niedergerungen (siehe). doch diese herrschaft will gewalttätig aufrecht erhalten werden. tell a sissy, auf »gut deutsch«: denunziere die schwuchtel, heißt daher es daher in einer medienkampagne eines burgerbräters, der sein kerngeschäft in gefahr sieht angesichts der fleischvermeider aus empfindsamkeit, fitness und was auch immer. diese verweichlichten salatmümmler wollen sich partout nicht wie »richtige männer« verhalten, die wissen, wer die krone der schöpfung trägt, und daher fleisch fressen.

diese gewalttätige witzigkeit kennt keine grenzen. der renner einer jüngst abgesetzten bekenntnis-fernsehshow (vgl. quiz-folter) waren schlüpfrige fragen wie »hatten sie schon einmal ein homosexuelles erlebnis«. kicherkicher! geht ja heutzutage, kann man offen drüber reden, wir deutschen sind ja tolerant. antwort: »klar, mit dreizehn habe ich mal aus spaß einen jungen geküsst«, da ist doch nix bei. sagte er nur, um gleich zu ergänzen: »aber mein arsch bleibt jungfrau!«. diese »toleranz« und anerkennung von abweichlern dient dann doch nur der aufrechterhaltung der heteronormativität, denn man selber ist natürlich nicht so einer.

this passes for fun in germany. »es ist eben doch verachtung und hass.« (critique aujourd’hui)

12.11.2008