Selbst schuld, wenig Mitleid

Wer die Israelflagge gegen antisemitische Manifestationen hochhält, kann sich gewisser Solidarität gewiss sein, wenn staatliche Repression droht. Ein Zeichen von Hilflosigkeit und mangelner Reflexion ist es, sich über Zustimmung aus dem gesamten Spektrum der proisraelischen Querfront zu empören. Denn entweder weiß man, auf welchem Terrain man sich bewegt und wer diese Plätze ebenfalls besetzt – dann sähe eine Stellungnahme anders aus. Oder man verweigert sich standhaft der Erkenntnis der Lage, ist aber an Abgrenzung zugunsten moralischer Außenwirkung interessiert.

Ihr »Freund_innen«, vom Web aus gesehen trennt euch kein Abgrund von »Politically Incorrect«, sondern es ist ein fließender Übergang von antideutschen Kommunisten und »Ideologiekritikern« über »Lizas Welt« zu unzähligen »liberalen« und konservativen Websites wie »FDOG« bzw. »Achse des Guten«. Die sind, wenn auch nicht unbedingt aus euren Gründen, Fans Israels, des Westens und, mal weniger, mal mehr, Fans Deutschlands.

Mit einer Unterstützung von A bis Z hättet ihr also rechnen können, denn von der »erwünschten« Solidarität ist die »unerwünschte« gerade einmal zwei Klicks entfernt und die Leserschaften der vier genannten Websites überschneiden sich zu großen Teilen. Über diese Connection sind es läppische vier Klicks von der Antifa zur »Jungen Freiheit«, zu »Pax Europa«, »Gegenstimme«, Christenfundis, Abtreibungsgegnern und anderen Rechtskonservativen. Hier von einer Querfront zu sprechen erscheint gegeben, denn auch inhaltlich spielt man sich die Bälle zu.


(Screenshot des Blogrolls von »Darvins Illustrierte«)

Zu diesem Kontinuum habt ihr freilich nichts zu sagen, sondern werft PI besinnungslos vor, wie »beschränkt« deren Israel-Solidarität im Gegensatz zu eurer sei. Die oberflächliche Behauptung, die Israelsolidarität von PI erschöpfe sich in »Ablehnung von Migrant_Innen mit muslimischen Hintergrund«, lässt jede ernsthafte Auseinandersetzung mit PI vermissen. Und offenbar mit all jenem, was zwischen links und rechts im Spektrum der Israelfreunde und Islamgegner liegt.

Eine symbolische Abgrenzung und Titulierung als »RassistInnen« trägt wenig zur Erklärung dieses »unerwünschten« Applauses bei. Ihr habt ihn euch redlich verdient, bis ihr zu Bewusstsein kommt.

11.09.2009